WAS IST EINE CHRONISCHE VERSTOPFUNG?
Von „chronisch“ spricht man, wenn eine Erkrankung länger dauert als „normalerweise“.
Von einer chronischen Verstopfung spricht man dann, wenn diese länger als 4 Wochen andauert und in dieser Zeit mindestens 1x die Woche, mindestens 2 der folgenden sogenannten „ROM IV Kriterien“ auftreten:
- 2 oder weniger Stuhlgänge pro Woche (mit Ausnahme von vollgestillten Säuglingen)
- Übermäßiges Zurückhalten von Stuhl
- Schmerzhafte oder harte Stuhlgänge
- Stühle mit großem Durchmesser, die die Toilette verstopfen könn(t)en
- Große Stuhlmassen im Enddarm (Rektum)
- Mindestens 1 Episode pro Woche mit Stuhlinkontinenz, Stuhlschmieren (bei Kindern, die bereits sauber sind)
Zusätzliche Symptome
Zusätzlich Symptome können auftreten, die sich unmittelbar nach der Entleerung einer großen Stuhlmenge bessern:
- Bauchschmerzen, Blähungen
- Vorwölbung des Bauches
- Verminderter Appetit
- Frühzeitiges Sättigungsgefühl
- Reizbarkeit, Empfindlichkeit, Erregbarkeit (Irritabilität)
Bei voll gestillten Säuglingen können auch indirekte Zeichen als Hinweis für eine Verstopfung (Obstipation) gesehen werden:
- Vorwölbung des Bauches
- Schlechtes Gedeihen
- Anzeichen eines nicht voll entwickelten Darmverschlusses (Subileuszeichen)
- Anhaltendes Weinen
ACHTUNG
Was eine chronische Verstopfung bei Kindern vor allem auszeichnet, ist die Angst vor Schmerzen beim Stuhlgang und das daraus resultierende aktive Zurückhalten von Stuhl.
Begleiterkrankungen
Zusätzlich zur chronischen Verstopfung treten manchmal Begleiterkrankungen, sogenannte Komorbiditäten auf. Die häufigsten sind:
- Einnässen (nachts und/oder tagsüber)
- Immer wiederkehrende (rezidivierende) Harnwegsinfekte
- Schleimhauteinrisse (Analfissuren) und rektale Blutungen nach dem Stuhlabsatz
- Hämorrhoiden Bildung
- Austreten der Schleimhaut aus dem Anus (Analprolaps)
- 30-50% der Kinder leiden unter psychischen Begleiterkrankungen
70-90% der Kinder mit chronischer Verstopfung koten zusätzlich ein (Von Gontard, 2004). Wenn dies geschieht, dann oft sogar täglich (Benninga et al., 1994).
Warum kommt es zusätzlich oft zum Einnässen oder zu Harnwegsinfekten?
Darm und Blase liegen anatomisch sehr nah beieinander. Wenn der Darm voll mit (angestautem) Stuhl ist, kann dieser gegen die Blase drücken. Dadurch kann es zu unkontrolliertem Abgang von Urin kommen (Einnässen, Harninkontinenz).
Außerdem besteht die Möglichkeit, dass es durch den Druck des Darmes auf die Blase und den Blasenhals zu Restharn in der Blase und zu einem Rückfluss des Harns Richtung Nieren kommt (Von Gontard, 2010).
Das Einnässen aber auch das Einkoten kann wiederum eine Harnwegsinfektion begünstigen, die ihrerseits wieder Ursache für das Einnässen sein kann. „Geht’s dem Darm gut, geht’s der Blase gut!“
Warum kotet mein Kind zusätzlich ein?
Wenn der Darm voll mit (angestautem) Stuhl ist, kann es passieren, dass frischer, noch flüssiger Stuhl an den angestauten Massen vorbei rinnt und in der Unterhose landet. Dieser sogenannte Überlauf ist für Kinder nicht zu kontrollieren. Wenn du mehr dazu wissen möchtest, lies bitte hier weiter.
Sehr einfach erklärt und großartig veranschaulicht wird das Ganze in folgendem Video:
Bei mehr als 95% der Kinder mit chronischer Verstopfung, liegt keine organische Ursache zugrunde. In diesem Fall spricht man von einer „funktionellen Obstipation“. Das heißt jedoch nicht, dass bei deinem Kind keine organische Ursache vorliegen kann. Vor allem, wenn die Beschwerden bereits im ersten Lebensjahr auftreten, solltest du dies unbedingt durch einen Besuch beim Facharzt abklären lassen. Hier geht es zu unserer Ärzte-Datenbank.