Standardtherapie der Stuhlinkontinenz mit Verstopfung

Die Therapie der Stuhlinkontinenz mit Verstopfung umfasst also im Wesentlichen 2 Punkte –Stuhlweichmacher und Toilettentraining. Beide sind sehr wichtig und müssen sehr konsequent durchgeführt werden. Zusätzlich ist es von Vorteil, wenn ein detailliertes Stuhltagebuch geführt wird.

Stuhlweichmacher (Macrogol)

Im Falle der Enkopresis mit Verstopfung ist es zu Beginn der Therapie unerlässlich, die alten Stuhlmassen aus dem Darm zu entfernen. Ohne diese sogenannte Desimpaktion, kann eine anschließende Therapie niemals erfolgreich sein.

1. Desimpaktion:

Es ist also ganz wesentlich, dass der Darm am Anfang von Altlasten und auch eventuellen Kotsteinen (Skybala) befreit wird. Dazu eignet sich im Normalfall eine hohe Dosis Macrogol. Die Fachliteratur empfiehlt hier 1,5g/kg Körpergewicht für 3-4 Tage. Abhängig von der Dauer und dem Ausmaß der Verstopfung, kann es jedoch nötig sein, höhere Dosen von Macrogol zu verwenden bzw. diese über längere Zeit zu geben. Manche Ärzte und Kliniken setzen deutlich höhere Dosen ein, dies auch eventuell in Kombination mit stimulativen Laxantien oder Einläufen. Falls diese im Rahmen einer stationären Aufnahme notwendig sein sollten, ist es sehr wichtig darauf zu achten, dass die Kinder diese nicht als traumatisierend wahrnehmen. Aus diesem Grund sollten Einläufe niemals ohne das Einverständnis deines Kindes bzw. mit vorheriger Sedierung (z.B. mit Midazolam) erfolgen. Am Ende der Desimpaktion sollte der Darm deines Kindes von allen alten Stuhlresten befreit sein.

2. Erhaltungsdosis

Im Anschluss an eine erfolgreiche Desimpaktion, ist es wichtig, dass dein Kind täglich 1-2x beschwerdefrei cremigen Stuhl absetzen kann und es zu keinen Unfällen mehr kommt. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie du die richtige Erhaltungsdosis finden kannst, dann bitte lies hier weiter.

Töpfchen bzw. Toilettentraining (TT)

Wenn die Desimpaktion geschafft ist und Ihr eine gute Erhaltungsdosis gefunden habt, bei der dein Kind täglich mindestens 1-2x schmerzfrei cremigen Stuhl absetzen kann, ist es Zeit mit dem TT zu beginnen. Dieses sollte dein Kind aber auf jeden Fall freiwillig mitmachen.

Warum ist das TT so wichtig?

Das TT ist bei Enkopresis deswegen so wichtig, weil der Darm dabei regelmäßig entleert wird. So zumindest der Plan. Wenn dies erfolgt, dann beugt dies einer erneuten Ansammlung von Stuhl im Darm vor und somit auch einem erneuten Einkoten. Das Toilettentraining hat sich jedoch sogar als wichtiger, effektiver Teil der Therapie erwiesen, wenn dabei kein Stuhl abgesetzt wird.

Und wie funktionier das jetzt?

Die Empfehlungen bezüglich Länge und Häufigkeit gehen hier auseinander. Das wichtigste ist, dass dein Kind ca. 15 Minuten nach den großen Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) auf das Töpfchen oder die Toilette geht und eine gewisse Zeit (5-20 min) dort verbringt. Und zwar freiwillig, entspannt und so, dass es die Füße bequem abstellen kann.

In dieser Zeit darf dein Kind mit allem beschäftigt werden was ihm Spaß macht. Wenn dein Kind entspannt ist, kommt der Stuhl meist ganz nebenbei und von allein. Wichtig ist die richtige Sitzposition. Weitere Informationen zum TT und auch Ideen dazu, wie du dein Kind am Töpfchen unterhalten könntest, findest du hier.

Warum nach den Mahlzeiten?

Das Toilettentraining ist ein sehr wichtiger Punkt in der Therapie der Enkopresis bei Kindern. Dafür solltet ihr den sogenannten gastrokolischen Reflex ausnützen. Dabei werden während des Essens Rezeptoren in Mund, Speiseröhre und Magen aktiviert. Diese Rezeptoren geben Informationen an den Dickdarm weiter, was in weiterer Folge dazu führt, dass im Dickdarm starke Kontraktionen ausgelöst werden. Dadurch wird der Inhalt des Dickdarmes in den Enddarm geschoben, was wiederum dazu führt, dass dieser gedehnt wird und Stuhldrang ausgelöst wird.

Bild: Comic eines Mädchens mit Sprechblase. In der Sprechblase befindet sich ein Rufzeichen. Achtung!

ACHTUNG
So lange dein Kind noch einkotet, soll das TT fortgesetzt werden. Auch nach Erreichen der Sauberkeit soll es zumindest noch eine Zeitlang beibehalten werden, bis sich die Gewohnheiten voll stabilisiert und verfestigt haben (Von Gontard, 2010).

Belohnungssystem/Thrönchenkalender

Viele Ärzte und Psychologen empfehlen das TT mit einem Belohnungssystem zu verbinden – oft in Form von sogenannten „Thrönchenkalendern“. Das Problem daran ist, dass diese Kalender meistens nur den Erfolg – den im Töpfchen oder der Toilette abgesetzte Stuhl – belohnen sollen und nicht das Mitmachen des Kindes. Es belohnt also das von uns erwünschte Verhalten mit einem Aufkleber, den das Kind in seinen Kalender kleben darf. Wenn es sich aus Angst vor Schmerzen oder Angst vor der Toilette nicht überwinden kann, wenn es zwar will, aber der Darm einfach nichts hergibt, wenn das Spiel zu spannend war und deswegen etwas in der Hose landet oder wenn der Darm nicht zu kontrollieren ist und gegen den Willen des Kindes etwas daneben geht…all das sind Situationen, in denen dein Kind leer ausgeht. Das Belohnungssystem wird somit also automatisch zu einem indirekten Bestrafungssystem.

Kinder, die unter Enkopresis leiden, sind oft nicht in der Lage, dieses „Verhalten“ aktiv zu verändern. Sie spüren nicht, dass sie in die Hose machen. Sie sind der Willkür ihres Darmes ausgesetzt. Sie dafür zu belohnen, dass nichts in die Hose geht, endet unwillkürlich im Gefühl versagt zu haben, wenn etwas daneben geht. Das Belohnen nur für den auf dem Töpfchen oder der Toilette abgesetzten Stuhl, kann sehr schnell zu Versagensängsten führen und das Problem noch verschlimmern.

TIPP
Wenn du dein Kind für das Toilettentraining belohnen willst, dann bitte belohne nicht das Ergebnis, also den erfolgreich abgesetzten Stuhlgang im Töpfchen oder der Toilette. Belohne es dafür, dass es mitmacht.

Stuhltagebuch

Unbedingt notwendig ist laut Experten hingegen, die genau Dokumentation durch die Eltern. Das heißt, du solltest unabhängig von deinem Kind ein Stuhltagebuch führen, auf dem du einträgst, wann dein Kind welche Medikamente bekommt, wann es auf der Toilette war und wann etwas danebengegangen ist.

In einem Stuhltagebuch dokumentierst du, wann dein Kind welche Medikamente bekommt, wann es auf der Toilette war und wann etwas danebengegangen ist. Es hilft dir und deinem Arzt, eventuelle zeitliche Zusammenhänge zu erfassen, Erfolge oder Misserfolge zu Dokumentieren und einen Überblick über die aktuelle Situation und den Erfolg der Therapie zu bekommen. Dieses Stuhltagebuch solltest du zu jedem Arzttermin mitnehmen.