Was bedeutet die Diagnose „Stuhlinkontinenz“ bzw. „Enkopresis“ für die Familie?
Viele Eltern wissen lange nicht, wie sie dieses „Stuhlschmieren“ einordnen sollen. Sie denken vielleicht, ihr Kind wäre plötzlich unsauber, hätte Durchfall oder wäre einfach zu faul, um auf die Toilette zu gehen. Den meisten ist das Thema sehr unangenehm und sie reden mit niemandem darüber. Oft kommt es in weiterer Folge zu sozialen Konflikten innerhalb der Familie, aber vor allem auch im Kindergarten bzw. der Schule. Betreuer*innen reagieren aufgrund von Unwissen oft mit Unverständnis und denken, dass die Kinder „unreif“ sind und wieder zuhause betreut werden sollten. x
Die chronische Verstopfung als Ursache für eine bestehende Enkopresis wird leider oft sehr lange nicht erkannt. Manchmal dauert es Jahre, bis Eltern eine Diagnose erhalten. Weil sie sich schämen, weil sie nicht darüber reden, weil es keiner wissen darf, auch weil sie denken, ihr Kind macht das extra. Und vor allem, weil sie deswegen nicht zum Kinderarzt gehen. Jahre, in denen die Eltern ihre Kinder nicht verstehen, verzweifelt sind, oft Druck ausüben, ihre Kinder teilweise sogar bestrafen, sie dreckige Unterwäsche waschen lassen, mit ihnen schimpfen, ihnen Dinge verbieten. Für etwas, das die Kinder selbst nicht steuern können, weil sie es schlicht und ergreifend nicht spüren. Weil ihr Darm nicht mehr richtig funktioniert. Für etwas, das Ihr Selbstbewusstsein beeinträchtigt, unter dem sie selbst oft am meisten leiden.
Wie gehen wir jetzt am besten damit um?
Ganz wichtig ist, sich zu verinnerlichen, dass dein Kind nicht absichtlich in die Hose macht. Es will dich damit nicht ärgern oder provozieren. Es leidet selbst wahrscheinlich am meisten darunter. Die Situation belastet die ganze Familie, bestimmt oft den kompletten Alltag. Darum ist es ein großer und wichtiger erster Schritt, davon wegzukommen. Hör auf darüber zu reden. Ja, das ist nicht einfach. Aber es nimmt für dein Kind sofort Druck raus. Denn Druck ist fatal. Wenn dein Kind in die Hose macht, hilf ihm sich sauber zu machen, gib ihm das Gefühl, dass du da bist und es unterstützt. Begleite es liebevoll. Aber sag weiter nichts. Worte wie: „Komm, wir wechseln deine Unterhose.“ sind völlig ausreichend. Und bitte: Schimpfe oder gar bestrafe dein Kind nicht dafür, dass etwas danebengegangen ist. Dein Kind kann nichts dafür. Schimpfen und vor allem Strafe ist somit völlig fehl am Platz und macht das Ganze nur noch schlimmer! Dein Kind braucht deine Hilfe und die Hilfe eines kompetenten Arztes. Dieses „Problem“ könnt ihr nur miteinander lösen. Niemals gegeneinander. x